Ernährungsthemen

Ernährungsthemen

Die ErnährungsberaterInnen / Diätologen sind wichtige Spezialisten für Dich. Sie können Dich zum Spezialisten / zur Spezialistin für Deine Krankheit machen. Fragen, Mitarbeiten und Mitschreiben – das sind Deine Aufgaben – ohne Eigenengagement geht es nicht, denn Diät findet zu Hause statt. Erstes Gebot ist also, dass Du selbstständig wirst und so viel Wissen hast wie möglich!

Bausteine aus dem Essen

Unser Essen besteht hauptsächlich aus drei Gruppen von Bausteinen.
Aus Eiweiss, Fett und Zucker.

Eiweisse (auch Protein genannt)

Eiweisse sind besonders in Fisch, Fleisch, Eiern, Tofu und Milchprodukten enthalten. Aber auch in Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten. Eiweisse sind aus vielen kleinen Bausteinen zusammengesetzt, diese Bausteine heißen Aminosäuren.

Fett


Fett ist in Nahrungsmitteln wie z.B. Milch- und Milchprodukten, Fleisch, Fisch und Nüssen enthalten. Fette sind wichtige Energie-Lieferanten und werden für den Aufbau der Körperzellen gebraucht. 

Zucker (auch Kohlenhydrate genannt)

Kohlenhydrate sind zum Beispiel in Milch- und Milchprodukten, Obst und Gemüse, Reis und Kartoffeln enthalten.

Wenn Eiweisse nicht richtig verarbeitet werden.

Bei manchen angeborenen Stoffwechselkrankheiten können Eiweisse oder Aminosäuren vom Körper nicht richtig verarbeitet werden. Bei der PKU kann zum Beispiel der Eiweissbaustein Phenylalanin (Phe) nicht verarbeitet werden. Fisch, Fleisch, Eier, Tofu und Milchprodukten, aber auch in Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten enthalten viel Eiweiss. Damit es nicht zu einer starken Ansammlung von Bausteinen kommt, die nicht verarbeitet werden können (wie Phe bei der PKU), müssen Lebensmittel mit viel Eiweiss reduziert, weniger gegessen oder sogar ganz weggelassen werden. Als Ersatz für diese Lebensmittel gibt es aber viele Spezialprodukte wie eiweissarme Teigwaren (Nudeln, Pasta), Reis, Pizzateig, Kekse, Fleischersatz usw. Da der Körper Eiweiss braucht, um sich gesund zu entwickeln, wird oft zusätzlich ein spezielles Eiweisspulver („Aminosäuremischung“) eingesetzt, das keine Bausteine enthält, die der Körper nicht abbauen kann. Bei der PKU nimmt man deswegen eine Aminosäuremischung ohne den Baustein Phe. Wie viel von welchen Lebensmitteln empfohlen wird, wie Dein Alltag aussehen könnte und welche Tipps und Tricks es bei der Diät gibt, solltest du mit deiner Ernährungsfachperson genau besprechen!

Wenn Fette nicht richtig verarbeitet werden.

Es gibt auch angeborene Stoffwechselkrankheiten, die den Fettsäuren-Stoffwechsel betreffen (siehe MCAD Defekt). Fett ist in Nahrungsmitteln wie z.B. Milch- und Milchprodukten, Fleisch, Fisch und Nüssen enthalten. Fette sind wichtige Energielieferanten und werden für den Aufbau der Körperzellen gebraucht. Sie werden mit Hilfe von Enzymen umgewandelt und abgebaut. Dadurch wird dem Körper Energie für zum Beispiel die Muskeln, das Gehirn und das Herz bereitgestellt. Wenn hier etwas nicht richtig abläuft, kann es im Körper zu einem Energiemangel kommen.

Wenn Zucker und Kohlenhydrate nicht richtig verarbeitet werden.

Auch der Zucker- oder Kohlenhydrat-Stoffwechsel kann betroffen sein. Kohlenhydrate sind z.B. in Milch- und Milchprodukten, Obst und Gemüse, Reis und Kartoffeln enthalten. Im Körper werden die Kohlenhydrate aus der Nahrung in ihre Bausteine, die Einfachzucker, zerlegt. Einfachzucker werden mit Hilfe von Enzymen umgewandelt und abgebaut und versorgen den Körper mit Energie.

Das Ernährungsprotokoll

Führe ein Ernährungsprotokoll. 
Werde der Spezialist / die Spezialistin
für Deine ganz persönliche Ernährung. 

Vielleicht gibt es auch Dinge, die Du gar nicht magst. Dann erzähle das Deinem Ernährungsberater / Deiner Ernährungsberaterin.

Diätprotokolle sind wichtig, sie helfen dem Stoffwechselteam am besten, wenn sie ganz genau ausgefüllt sind, aber das ist gar nicht so einfach. Wir haben hier ein Formular vorbereitet, in dem die Mengenangaben einfacher, aber trotzdem genau genug für die Berechnung Deines Ernährungsberaters / Deiner Ernährungsberaterin sind.
 

Ketogene
Ernährungstherapien

Hier erfährst Du mehr über eine ganz besondere Art von Diät, 
die ketogenen Ernährungstherapien:

Ketogene Ernährungstherapien (oft auch „ketogene Diäten“ genannt) sind sehr fettreiche, zuckerarme (=kohlenhydratarme) Arten zu essen. Der Anteil an Eiweiß (Protein) kann unterschiedlich sein. Bei der ketogenen Ernährung erzeugt die Leber kleine Bruchstücke aus den Fetten. Diese heißen „Ketonkörper“. Die Leber selbst kann mit Ketonkörpern nichts anfangen und gibt sie ins Blut ab. Das Blut bringt die Ketonkörper ins Gehirn. Ketonkörper liefern dem Gehirn Energie („Ketonkörper tun dem Gehirn gut“). Es gibt drei wichtige Arten von Ketonkörpern, sie heißen:

-    ß-Hydroxbutyrat (Beta-Hydroxybutyrat)
-    Azetoazetat
-    Azeton

WANN SIND KETOGENE DIÄTEN
SINNVOLL?

Ketogene Ernährungstherapien verwendet man vorwiegend bei Kindern mit schwer behandelbaren („therapieresistenten“) Epilepsien. Auch bei Menschen mit angeborenen Stoffwechselkrankheiten wie dem Glukosetransporter-Typ 1-Mangel setzt man sie ein.

Inzwischen gibt es noch weitere Erkrankungen, bei denen ketogene Ernährungstherapien helfen können, aber oft gibt es noch keine klare wissenschaftliche Empfehlung.

Welche Arten von ketogenen Ernährungstherapien gibt es?

1.  Klassische ketogene Diät
Bei der klassischen ketogenen Diät ist das Verhältnis von Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß im Essen fest vorgegeben. Ein Beispiel: Verhältnis 4 zu 1 heißt, 4 Gramm Fett werden mit 1 Gramm Kohlenhydraten/Eiweiß gegessen.

2. Modifizierte Atkins Diät
Bei der modifizierten Atkins Diät (MAD) ist die Kohlenhydrat-Zufuhr auf 12 Gramm pro Tag festgelegt. Das entspricht ungefähr 3 Stücken Würfelzucker.  

3.  „Low glycemic index treatment“
Beim „Low glycemic index treatment“ (LGIT) achtest Du auf die Art der Kohlenhydrate. Sie sollen langsam verdaut und langsam in den Körper aufgenommen werden. Dann entstehen auch Ketonkörper, aber weniger als bei den klassischen ketogenen Diäten und der modifizierten Atkins Diät.

Im Fett sind die meisten Geschmacksstoffe. Deshalb schmecken die fettreichen Diäten sehr gut. Da Fett sehr viel Energie, also Kalorien liefert, sind die Portionen unter ketogener Ernährungstherapie meist kleiner als normalerweise, man wird aber trotzdem satt (Tipp: besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass die Diät ihm helfen kann, sehr gut schmeckt und satt macht.)

Die ketogenen Ernährungstherapien sollen ausreichend Ketonkörper erzeugen. Die Ketonkörper kann man im Blut messen wie den Zucker bei Diabetikern. Meist wird dafür ein einfacher Bluttest verwendet, der den Ketonkörper „ß-Hydroxybutyrat“ und zur Kontrolle auch den Blutzucker messen kann. Ein Ketonkörper-Wert von über 2 mmol/l ist meist ideal. (Tipp: Die Konzentrationen der Ketonkörper schwanken über den Tag. Deshalb sollen die Messungen zur gleichen Uhrzeit oder in der gleichen Situation durchgeführt werden.)

Wie beginnt man eine ketogene Ernährungstherapie?

Meist wird mit der Einstellung auf eine ketogene Ernährungstherapie in einem Krankenhaus begonnen (das dauert mindestens drei Tage). Im Krankenhaus werden die Grundzüge und die Besonderheiten der Diäten, die Zubereitung und die Kontrollen erlernt. (Tipp: Fragen Sie vor der Einstellung in Ihrem Krankenhaus nach einem Plan für den Aufenthalt!)

Gibt es Nebenwirkungen?

Manche Menschen bekommen bei ketogenen Ernährungstherapien Verstopfung. Sehr selten können schwerwiegendere Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören Nierensteine, Herzrhythmusstörungen und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Um diese Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen, sind regelmäßige Kontrollen notwendig.

Modifizierte
Atkins Diät

Idealer Weise verteilt man die vorgegebene Kohlenhydratmenge von 12 Gramm regelmäßig über den Tag. Also zum Beispiel auf jeweils 4g Kohlenhydrate zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen.
Die erlaubte Menge an kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln berechnet man mit Hilfe von Austauschtabellen. Zwischenmahlzeiten können gut mit kohlenhydratfreien Snacks gestaltet werden. Auf regelmäßiges Trinken kohlenhydratfreier Getränke sollte besonders geachtet werden.

Frühstück
Ein beliebtes Frühstück ist Rührei mit Speck. Dazu gibt es dann noch eine Scheibe Eiweißbrot, also Brot mit viel Eiweiß und wenig Kohlenhydraten. Dieses kann man sogar ganz einfach selbst herstellen. Wichtig ist, dass man noch recht dick Butter darauf streicht um ausreichend Fett für die Ketonkörper-Produktion aufzunehmen. Als knackige Beilage können zum Beispiel Gurkensticks serviert werden. Als Getränk eignet sich Tee ohne Zucker. Wer gerne süßen Tee trinkt, kann Süßstoff verwenden. Kakaotrinker können aus ungesüßtem Kakaopulver, Sahne, Wasser und Süßstoff ein Getränk für den Start in den Tag zaubern. Zu berechnen sind bei dieser Mahlzeit lediglich die Kohlenhydratmengen des Eiweißbrotes und der Salatgurke.

Vormittagsjause
Anstelle von herkömmlichen Joghurts, welche viel Zucker enthalten, kann man sich aus Sahne, Topfen (Quark), Süßstoff und Erdbeeraroma eine hervorragend schmeckende Topfencreme zubereiten. Berechnen muss man dabei gar nichts – die Zutaten enthalten nur sehr geringe Mengen an Kohlenhydrate und gleichzeitig sehr viel Fett.

Mittagessen
Viele bekannte und beliebte Speisen finden sich in abgewandelter Form auch in der ketogenen Ernährungstherapie wieder. So lassen sich zum Beispiel Fleischlaibchen als kohlenhydratarme Varianten auch ohne Semmelbrösel oder Knödelbrot zubereiten. Als Beilage kann man anstelle von Kartoffelpüree ein Püree aus Karfiol (Blumenkohl), Butter und etwas Käse zubereiten – viele bemerken kaum einen Unterschied! Geeignete Getränke sind Wasser oder zuckerfreie Verdünnungssäfte. Essen im Restaurant ist unter modifizierter Atkins Diät erlaubt und gut möglich. Als Getränk können dann Light-Limonaden eine gute Abwechslung sein.

Nachmittagsjause
Am Nachmittag können spezielle Shakes getrunken werden. Sie sind besonders fettreich, beinhalten keine zu berechnenden Kohlenhydrate und unterstützen eine stabile Ketose. Außerdem sind sie praktisch für unterwegs. Neben Shakes gibt es auch Puddings für Zwischendurch.

Abendessen
In Österreich, Deutschland und der Schweiz wird am Abend gerne etwas Kaltes gegessen. Auch bei der modifizierten Atkins Diät ist das gut möglich. Zusätzlich zu der bewährten Jause kann man aber auch bunte Salate aus Gemüse, Wurst und Käse zubereiten. Käse und Wurstsorten mit einem hohen Fettgehalt eigenen sich besonders gut dafür. Auf das bewährte Eiweißbrot kann man auch hier zurückgreifen. (Tipp: Frieren Sie selbstgemachtes oder gekauftes Eiweißbrot in Scheiben ein und toasten Sie es kurz vor dem Verzehr)

AutorInnen Ernährungsteil "Bausteine aus dem Essen": Susana Fernandez, Danila Lampis; Ernährungsberatung, Universitäts-Kinderklinik beider Basel (UKBB)

Autorin „Stillen“: Daniela Karall, Medizinische Universität Innsbruck Department für Kinder- und Jugendheilkunde, Universitätsklinik für Pädiatrie I Bereich Angeborene Stoffwechselstörungen Innsbruck

AutorInnen "Modifizierte Atkins Diät": Sabine Scholl-Bürgi und Alexander Höller; Medizinische Universität Innsbruck Department für Kinder- und Jugendheilkunde Universitätsklinik für Pädiatrie I Bereich Angeborene Stoffwechselstörungen, Universitäts-Kinderklinik Innsbruck

Autorin „Galaktosämie“: Dorothea Möslinger; Universitäts-Kinderklinik Wien